Sonntag, 25. 06.17               

MSE – Sommerspecial „Freilichtbühne Barsinghausen“

 

Am heutigen Sonntag, kurz vor „Siebenschläfer“ (!!) begaben wir uns wieder einmal auf Expedition zur „Deister-Freilichtbühne“ nach Barsinghausen. Es gab „Der nackte Wahnsinn“ von Michael Frayn.

Nach Eintreffen an der Freilichtbühne begaben wir uns sogleich zum Kaffeetrinken, bevor dann um 16.00 Uhr die Vorstellung begann.

Das Stück zeigte den Alltag vor, auf und hinter der Bühne und seine Darsteller , kurz vor der Premiere.  Wobei die Hauptprobe zur Generalprobe wurde, und von zahllosen „gewollten“ textlichen „Aussetzern“ auf Seiten des Schauspielerteams und Applaus aus Reihen des Publikums begleitet wurde.

Nach der Pause ereilte uns leider ein heftiger Wolkenbruch, weshalb die Aufführung längere Zeit unterbrochen werden musste. Friesennerze, sowie  Schirme bekamen einen weiteren Einsatz in diesem „Sommer. Was sicherlich nicht nur im Publikum Erinnerungen an den Sturm im Frühjahr 2007 weckte, wo die Freilichtbühne leider arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nach Trockenlegung sowohl  von Publikum, Darstellern und Bühne wurde das Stück, ohne weitere Unterbrechungen zu Ende aufgeführt.

Dank auch  an die Mitarbeiter des Fahrdienstes, welche der Ansicht waren, das man ein Theaterstück komplett sehen muss, und auf seine Fahrgäste ein wenig länger als gewollt gewartet hat. Gegen 19.00 Uhr kamen wir wieder an unseren Ausgangspunkt, die Südstadt Hannovers, zurück.

Ein sehr amüsantes, lustiges Stück, mit hohem Potenzial der Verwechslungsgefahr, da sich oft fast alle Darsteller gleichzeitig auf dem von vielen Türen und einem Fenster aus Pappmachè gestalteten Bühnenbild  befanden. Ein oft verwandtes Wort war Sardinen, welche auf einem Silbertablett  serviert, immer wieder in Erscheinung traten, und  sich durch das Stück wie ein Silberfaden zog.

Holger Riekenberg

 

25.02.2017

 

Unerwartetes von der Nordsee
Vortrag von Dr. Annette Richter

 

 

Nordseeaufenthalte wurden lange Zeit hindurch entweder aus dem Blickwinkel des rein gesundheitlich bedingten Kuraufenthaltes betrachtet oder aber aus dem des „gut bekannten = langweiligen“ Heimaturlaubs. Parallel zueinander haben aber mittlerweile sowohl der generelle „wellness-Aspekt“ als auch das hohe Maß an Sicherheit und Komfort ganz ohne Terrorismus-Ängste Reisen an die Nordsee innerhalb der Bevölkerung enorm aufgewertet. Unabhängig davon jedoch sind Fahrten in sogenannte „gut bekannte“, heimatliche Zonen für Fachwissenschaftler schon immer interessant gewesen, da sich unsere Umwelt in Wahrheit kontinuierlich ändert. Was gestern noch „bekannt“ war, ist schon morgen anders – das merkt nur nicht jeder.
Die alten Griechen formulierten es so: Panta Rei – alles fließt.

Aus dem Blickwinkel von Paläontologen beispielsweise lassen sich Spaziergänge am Nordseestrand vollkommen anders betrachten. Die bis 1980 noch extrem seltenen Messermuscheln sind heute durch eine mittlerweile eingeschleppte amerikanische Art eine Massenerscheinung. Ihre am Spülsaum regelrechte Pflaster bildenden Schalen zu analysieren ist ebenso spannend wie die Analyse der Fußspuren verschiedenster Watt-Vögel im weichen Sand- und Schlickboden. Bessere Beispiele zum Vergleich mit den 140 Millionen Jahre alten Dinosaurierfährten aus der Unterkreide vom Bückeberg und der Rehburger Berge gibt es kaum.

In besonders heißen Sommern lassen sich Prozesse studieren, die ansonsten nur in Wüstengebieten zu beobachten sind. Wer beispielsweise glaubte, dass Fossilfunde von Quallen gar nicht möglich sind, weil diese doch zu fast 99 % aus Wasser bestehen (Menschen: 63 %), wird im Juli am sandigen Nordseestrand eines Besseren belehrt: Angespülte Quallen (Medusen) trocknen innerhalb kürzester Zeit zu einer hauchdünnen, aber erkennbaren „Scheibe“ ein (Abb. 1), die sowohl die konzentrischen Muskulaturringe erkennen läßt als auch die radialen Schrumpfungsrisse vom Verlust des Gewebewassers: ein echte Mumifikation mit hohem Fossilerhaltungspotential! Genauso sehen fossile Medusen aus den Solnhofener Plattenkalken (Jura, 155 Millionen Jahre, Blütezeit der Dinoaurier) oder aber der Ediacara-Fauna aus (Präkambrium, mehr als 550 Millionen Jahre, vor dem großen Durchbruch des hartschaligen Vielzeller-Lebens).


Die erstaunlich gut erhaltenen Flossen fossiler Schwimmsaurier werden unmittelbar nachvollziehbarer, wenn man sich angespülte Schweinswale anschaut: Das äußerst feste Bindegewebe hält die einzelnen Knochen-Elemente straff zusammen. Und betrachtet man die Vielzahl von Seeigelschalen der dünnschaligen sogenannten „Herzseeigel“ im Spülsaum, die doch eigentlich viel zu fragil sind für jedweden Transport am Strand, so erkennt man, warum dies möglich ist: Ihre Schalen sind dünn und so leicht, dass sie auf der Wasseroberfläche zu schwimmen. Aufgrund ihrer schieren Menge wird auch klar, dass das Leben dieser so unbekannten, aber faszinierenden Tiere eine echte „Erfolgsstory“ ist: Ihre Vorfahren vor 160 Millionen sahen noch aus wie die „normalen“ Seeigel, sie weideten Algen auf dem Meeresgrund und hatten viele lange Stacheln – daher stammt die deutsche Bezeichnung „SeeIGEL“. Die Herzseeigel aber tauchten ab – sie eroberten den Untergrund, indem sie ihre Stacheln fast völlig reduzierten und eine grabende Lebensweise annahmen. Mehrere Dezimeter tief im Nordseeboden gibt es praktisch keine Freßfeinde mehr. Der Erfolg gibt den Herzseeigeln recht – sie leben nämlich nicht nur im Nordseeboden, sondern weltweit in allen Flachmeeren. Östlich von Hannover finden wir sogar ureigenste niedersächsische Fossilien dieser mit den Seesternen verwandten Stachelhäutergruppe: In den Mergelgruben von Höver und Misburg stellen die fossilen Herzseeigel der Oberkreide (ca. 80 – 75 Millionen Jahre) echte „Charakterfossilien“ Norddeutschlands dar, für die Fossiliensammler aus ganz Europa eigens anreisen.

 

In besonders warmen Jahren wandern immer wieder neue Organismen ein, die dann nach harten Ausnahme-Wintern – wie beispielsweise 2009 und 2010 – wieder verschwinden. Dazu gehören winzige Einsiedlerkrebschen der Gattung Diogenes ebenso wie die in den 1980ern als Miesmuschel-Konkurrenz so gefürchtete amerikanische Pantoffelschnecke, die es bislang eben nicht geschafft hat, sich in der Nordsee dauerhaft zu etablieren.
Ein aufmerksamer Aufenthalt an der Nordseeküste kann daher ein wunderbarer Spiegel der Erdgeschichte, der Evolution und Ökologie sein und wird niemals langweilig, da jedes Jahr neue Phänomene zu entdecken sind.
Auch die Römer der klassischen Antike hatten hierzu einen klugen Spruch auf Lager:
Mutatio sola perpetua est – einzig die Änderung ist ewig!

 

Dr. Annette Richter

03.12.2016

Weihnachtsfeier

 

Am kalten Samstagnachmittag vor dem nun schon 2.Advent trafen wir uns zur Jahresabschlussfeier an gewohnter Stelle, in den festlich hergerichteten Gemeinschafts-räumlichkeiten „unseres Babys“; dem Servicehaus.

Etwa 45 Gäste haben sich auf die Einladung hin bei unserem 3. Vorsitzenden angemeldet.  Nach kurzer Begrüßung aller Anwesenden durch unseren 1. Vorsitzenden leitete Frau Erbeck mit ihren Studenten von Music Now musikalisch den Nachmittag ein. Sowohl stimmlich als auch am Klavier sich offenkundig auskennende Musikstudenten präsentierten uns einige ausgesuchte Stücke.

Auf diesen Hörgenuss folgte sogleich der Gaumengenuss, welchen Eva Schwartz in ihrem „Mini“ zu uns ins Servicehaus gebracht hatte. Viele „fleißige Bienen + Brummer“ sowohl vor und hinter den Kulissen vom IW und MSE, sorgten für einen reibungslosen Ablauf des Nachmittags, wobei der 3. Vorsitzende im Sinne „der bösen Schwiegermutter“ sein erstes (von …) Stücken Kuchen anstatt auf dem Teller kurzzeitig auf seiner Fotolinse platzierte.

Mit Blick auf die unerbittlich tickende Uhr übergab Herr Mohr sodann das Wort an unseren Schirmherren, Herrn Prof. Goehrmann. An seine Worte schloss sich der Dank an IW und alle anderen „Helferlein“ auch durch Überreichung der in mühevoller Handarbeit erstellten Päckchen – erwähnen tun wir hier niemanden namentlich. 

Die Gattin unseres Schirmherren, Frau Therese Goehrmann las in der ihr obliegenden Art und Weise eine zum Weihnachtsfest passende Geschichte, die dem reichhaltigen Mittagsmahl in mehreren Gängen, von der bereits üppigen Vorspeise, über schwerwiegende Hauptgänge bis hin zur Nachspeise gewidmet war.

Den festlichen Nachmittag beschlossen dann einige Worte von Herrn Pastor Claus Fitschen, Burgwedel  sowie die Verteilung der Jahresberichte. Als Beigabe hierzu gab es dann noch eine Scheibe Stollen, sowie musikalischen Abschluss der Veranstaltung durch unser langjähriges Mitglied „Heiner“ Stedler am Klavier. Lange nach 17.00 Uhr endete somit ein weiteres Jahr einer im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr aktiven Selbsthilfegruppe – was aber ohne viele „helfende Hände“ kaum möglich wäre.  Herzlichen Dank allen, die den Verfasser dieses Berichtes in einer schwierigen Situation durch Worte und Gesten unterstützt haben.

Holger Riekenberg

26.11.2016

Über den Wolken und unter Wassern

Eine Reise zum alten Kontinent und seiner schrägen Stiefschwester

Mit dem Rollstuhl durch London und Paris

 

Im Sommer 2015 fuhr nach London, lange vor Brexit und den Folgen befand ich mich für eine Juliwoche in einer der Lifestyle – Hauptstädte Europas. Ein Konzert der göttlichen Bette Midler war der Grund dieser Reise.

 

Als wir in London eintrafen war ein wichtiges Seitenteil meines Rollstuhls in den Untiefen des Flugzeugbauchs auf ewig verschwunden und erst in der dritten Nacht konnten wir im behindertengerechten Zimmer nächtigen, wegen der Verzögerung dann allerdings in kleiner Suite. Unser Domizil zu Füssen der Towerbrigde verließen wir täglich zu vielfältigen Unternehmungen. Dazu gehörte unter anderem eine launige Führung durch Räumlichkeit und Geschichte des britischen Parlaments.

Der Höhepunkt, das Bette-Midler-Konzert im, mit 20.000 ausverkauften, O2 Dome schloss sich an.  Ihn erreichten wir über eine Seilbahn, um nachts über die erleuchtete Themse heimzufahren mit einem Rivertaxi.

 

Museen, Schlösser und u.a. auch der Hydepark wurden auch erobert. Das außergewöhnlichste Erlebnis war sicher ein Besuch von Shakespeares´ Globe Theatre, wo wir Richard III auf Chinesisch anschauten. Nach einer Odyssee fand ich auch original Fish & Chips und durfte ihn unter indischem Asyl verzehren. Am letzten Tag fiel der Wachwechsel am Buckingham Palast leider aus… wegen des englischen Wetters.

 

Dann ging es schnurstracks zum Harry Potter Bahnhof Kings Cross um mit dem Eurostar unterm Ärmelkanal hindurch Paris zu erreichen. Es war Tour de France Wochenende. Das führte dazu, dass die Busse nicht fuhren und schien London noch eine Offenbarung, war Paris im Rollstuhl eine nun echte Herausforderung. Zumal es regnete. Aber wir verbrachten einen Tag im Louvre, bestiegen den Eifelturm und wanderten durch die heiligen Hallen von Notre Dame.

 

Und als wir dann kurze Zeit später in der niedersächsischen Hauptstadt aufsetzten spuckte der Flugzeugbauch diesmal alles was wir zuvor hinein getan hatten wieder aus.

 

Claus A. Mohr

29.10.2016

Theater aus der Truhe

Mobiles Marionettentheater von Gernot Hildebrand

 

Gernot Hildebrand, Initiator der Puppenbühne, arbeitet seit 2010 als freischaffender Künstler. Er ist 1968 geboren und in der DDR aufgewachsen. Nach zwei handwerklich ausgeübten Berufen leitete er ein christliches Gästehaus und widmete sich dann aber ganz der Musik und dem Puppenspiel, um in den Menschen Kindheitsträume wieder wachzurufen. Er fährt mit seiner selbstgebauten Bühne auf Rädern jährlich 50.000 km durch ganz Deutschland und führt Senioren, Kindergruppen und Jugendlichen seine Marionettenspiele vor. Auch für Gottesdienste lässt er sich buchen. Inhalte sind Märchen und biblische Geschichten, die er mit eigenen Liedern musikalisch begleitet.

 

Herr Hildebrand begrüßte uns mit einem Lied von Josef Eichendorff, begleitet auf der Gitarre. Er stellte uns seine mobile Bühne vor mit einem roten Theatervorhang und seine Marionetten. Seine Puppen stammen aus Prag aus dem 19. Jahrhundert. Hier gab es damals die größte jüdische Gemeinde. Seit dem Mittelalter hatte sich eine große Industrie entwickelt, die Glas und Uhren herstellte, wie z.B. der Name Anton Münzberg, der eine Spielwarenfabrik besaß. Während der Biedermeierzeit stellte man solch eine Bühne in das Wohnzimmer, setzte sich auf das Sofa und belustigte sich am Entertainment.

Die zuerst vorgestellte Geschichte war „Das Märchen vom falschen Prinzen“.

Der begabte Schneidergeselle Labakan ist mit seinem Stand unzufrieden und gibt sich als Prinz aus. Nachdem sein Betrug auffliegt, wendet er sich wieder seinem angestammten Handwerk zu. Wilhelm Hauff aus dem Märchen-Almanach 1826

◄Der vornehme Schneidergeselle Labakan

Seine vorgestellten Marionetten gibt es heute noch in Prag zu kaufen. Sie werden in Serien in Böhmen produziert. Mit vier Gliedmaßen können sie Fuß- und Handbewegungen machen und haben einen Stab, der durch den Kopf geführt ist. Herr Hildebrand hat derzeit 16 Marionetten in einem Koffer, die in verschiedene Rollen schlüpfen können. 6 Aufführungen kann er zurzeit präsentieren. Seine Bühne ist in einer Kistentruhe mit einer Rollkulisse, je nach Szene im Hintergrund. Zur Erzählung setzt er zeitweilig eine CD ein, die durch Musik begleitet wird. Die Bühne wird per Fußbetätigung von ihm unterschiedlich beleuchtet.

 

Zur Überleitung der nächsten Geschichte „Rumpelstilzchen“ spielte Herr Hildebrand wieder Musik.

 

Er erzählte uns etwas über Rollen in Geschichten und Märchen. Warum ist ein Müller immer arm? 1850 galt ein Müller als unehrenhaft? Man hatte Figuren, wie: Schäfer, Leichengräber, Abdecker und Henker. Es gab noch eine Geschichte „Vom Zarengeneral und dem klugen Bauern“ aus Russland. Wieder spielte er ein Lied von Josef Eichendorff - diesmal auf einer großen Flöte. Zum Abschied begleitete er das Lied „Hoch auf dem gelben Wagen“ mit der Gitarre. Anschließend Lilly Marlene von Hans Leib.

 

 

Die darstellende Erzählweise verbreitete einen gewissen Zauber unter uns Zuhörenden und rief Kindheitserinnerungen wach.

 

►Eine Homepage: Loutky-Kasal.cz

Elisabeth Schindler

   
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