12. Juli 2017

Besuch im Niedersächsischen Landesmuseum

 

„Am 12. Juli 2017 hat uns Dr. Thomas Andratschke, ein Kunsthistoriker und Kurator am Niedersächsischen Landesmuseum, durch die Landesgalerie Hannover geführt. Angesichts des bevorstehenden Umbaus der Galerie, das Haus bekommt ein neues Dach, war es eine der letzten Möglichkeiten für die Gruppe, die aktuelle Schausammlung zu besichtigen. Sie wurde zur Expo 2000 und für das 150jährige (Gründung des „Museum für Kunst und Wissenschaft“, das heutige „Künstlerhaus“ Sophienstraße) sowie 100jährige Gründungsjubiläum des Landesmuseum (1902 als „Provinzial-Museum“ eröffnet, heutiges Landes-museum am Maschpark) konzipiert.

Das Vorbild der Schau ist ein entwicklungs-geschichtliches Modell, das auf Alexander Dorner basiert. Der Rundgang folgte dieser „Rekonstruktion“ aus den späten 1920er Jahren und führte, auf verschlungenen Pfaden an unzähligen Kabinetten vorbei, durch die Epochen der Kunst: Von der Internationalen Gotik, den großen spätmittelalterlichen Retabeln aus dem ehemaligen Welfenmuseum, mit dem „Passionsaltar“ von Meister Bertram oder dem „Barfüßer-Altar“ aus der ehemaligen Göttinger Franziskanerabteikirche, über die italienische Renaissance mit Hauptwerken von Pontormo oder Bronzino, die aus der berühmten Sammlung von August Kestner stammen, den flämischen und holländischen Werken des Barock, namentlich Rubens, Van Dyck oder Rembrandt, bis zur Sammlung Internationaler Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts von Caspar David Friedrich bis Claude Monet. Das „Dreigestirn des deutschen Impressionismus“, Liebermann – Slevogt – Corinth, war für die kommende, groß angelegte Sonderausstellung „Silberglanz“, sie handelt von der Darstellung des Alters in der Kunst, bereits deponiert. Das galt auch für eine der weltweit größten Sammlungen von Gemälden Paula Modersohn-Beckers, die durch frühere Veranstaltungen ebenso bekannt ist.

Im Vorbeigehen wurden das Kupferstichkabinett und das Königliche Münzkabinett als zusätzliche Sammlungsbereiche mit mehreren 10.000 Exponaten angesprochen. Einzelne Akzente lagen auf der Entwicklung von Kruzifixen vom Hoch- zum Spätmittelalter (Zwei- oder Einnageltypus von Romanik zur Gotik), also auf der formalen Analyse, andere auf der Funktion von Bildern, etwa als Tugend- oder Lasterspiegel im 17. Jahrhundert, oder auf dem Verschwinden jeglicher Symbolik in der Kunst des Realismus. Im Zuge des Umbaus des Landesmuseum zu einem „Weltenmuseum“ steht, nach Einrichtung der „Naturwelten“ im Erdgeschoss“ und den „Menschenwelten“ in der ersten Etage (Ethnologie und Urgeschichte), die Neueinrichtung der Landesgalerie als „Kunstwelten“ unmittelbar bevor. Welche Probleme und Erwartungen damit verbunden sind, führte Herr Andratschke auf dem Rundgang immer wieder aus: Vom

Dach zum Licht, von der Besucherinformation zur Hängung, von der Zwischenlagerung zur Neupräsentation. Wir können gespannt sein, wie diese „Kunstwelten“ einmal aussehen.“

 

Dr. Thomas Andratschke

   
© MSE Hannover