11. September 2019

Besuch der St. Clemens Kirche, kleines Orgelkonzert

 

Nach einer ausgiebigen Fahrt mit 3 Linien des öffentlichen Nahverkehrs, kamen alle Teilnehmer  pünktlich um 14.45 Uhr an der St. Clemens Basilika an.

 

Herr Bernd Kalbhenn und der Organist der Basilika Herr Miller begrüßten uns und die Führung sowie das kurze Konzert auf der Klais Orgel konnte beginnen. Zunächst hörten wir ein Präludium von Felix Mendelsohn Bartholdy, dann eine Sonate, die auf Wolfgang Amadeus Mozart zurückging und zum Schluss noch eine Toccata in h moll von Eugen Gegout.

 

Nach einem herzlichen Applaus gehörte nun unsere Aufmerksamkeit Herrn Kalbhenn.

 

Zunächst erklärte Herr Kalbhenn, dass eine Basilika kein Baustil ist, sondern der Titel Basilika vom Papst verliehen wird. Dies geschah im Jahre 1998 durch Papst Johannes Paul II. der die Propsteikirche zur „Basilika Minor“ erhoben hat.

 

Die St. Clemens Kirche ist nicht nur ein Baudenkmal, sondern für die Katholiken Niedersachsens ein Geschichtsdenkmal. Sie ist die erste katholische Kirche nach der Reformation, die in Hannover gebaut wurde. Dieses wurde möglich weil Hannover einen katholischen Herzog namens Johann Friedrich hatte. Der Bischof Agostino Steffani, der am Hof in Hannover Hofmusikus und Staatsminister war, wird 1709 mit der Seelsorge der Katholiken in Hannover betraut und erreicht vom Nachfolger Johann Friedrichs - Ernst August – nachdem er diesem zur Kurfürstenwürde verholfen hatte,  die Zusicherung für den Bau einer katholischen Kirche. 1711 betraut Steffani seinen Landsmann Thomaso Giusti mit der Planung und Bauleitung.

 

Am 4. November 1718 wurde die Kirche konsekriert und am 6. November fand die Kirchweihe der St. Clemens Kirche statt. - Agostino Staffani verstarb in Frankfurt und er wurde im sogenannten Kaiserdom in Frankfurt begraben. Dort erinnert ein Marmorepitaph an ihn, das die Katholiken Hannovers aus Dankbarkeit stifteten, da er für die Erbauung ihrer damals einzigen Kirche, St. Clemens, gesorgt hatte.

 

Patrone der St. Clemens Basilika sind u.a der Hl. Clemens, er war der 3. Nachfolger des Hl. Petrus und wird in der Kirche mit der Papstkrone, der Tiara, dargestellt. Die 2. Patronin ist die Hl. Cäcilia, die auch Patronin der Musik und der Chöre ist.

 

In der St. Clemens Kirche haben wir einen in Norddeutschland wohl einzig dastehenden Bau rein italienischen Charakters, einen venezianischen Kirchenbau. Die Ausrichtung der Kirche ist entgegen der Tradition (Eingang im Westen, Altar im Osten). Sie hängt wohl  mit der Lage des Grundstücks  zusammen. Ein Hauptmerkmal ist die Kuppel, die auf 8 Pfeilern ruht, ein sogenanntes Oktogon, das zurückgeht auf die Schöpfungsgeschichte (am 8. Tage sollst du ruhen und auch die Auferstehung war am 8. Tage).

 

225 Jahre stand das Gotteshaus unverändert bis zur unseligen Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 1943. Britische Bomber flogen den schwersten Luftangriff auf Hannover. Diesem fiel die St.-Clemens-Kirche zum Opfer. Die Krypta war zunächst nicht in Mitleidenschaft gezogen. Erst das große Hochwasser im Februar 1946 richtete dort seine Verwüstung an.Trotz des traurigen Zustandes der Ruine entschloss man sich, die Kirche wieder aufzubauen.Die heutige Gestalt der Kirche wurde von Prof. Dr, Fiederling in Anlehnung an Giustis Vorstellungen entworfen. An der Schauseite fällt das von Heinrich Gerhard Bücker aus Bekkum-Vellern 1984 geschaffene Hauptportal auf. Über dem Hauptportal ist eine schwarze Marmorplatte angebracht mit der Inschrift: „Seht die Wohnung Gottes unter den Menschen. Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden Sein Volk sein. Und Er, Gott, wird bei ihnen sein.“ Bemerkenswert ist auf der Altarinsel das Tabernakel von Wilhelm Polders aus Kevelaer (Silber mit Bergkristallen), gestiftet vom Katholischen Kaufmännischen Verein (KKV) Hannover. Von vier Cherubinen getragen soll es an die Bundeslade der Israeliten erinnern. Die Tabernakelstele ist ein Werk H.G. Bückers. Aus der Vorkriegszeit noch erhalten sind  die Figuren des Hl. Clemens und des Hl. Nepomuk, beide stammen aus der Werkstatt des hannoverschen Bildhauers Zieseniß um 1744. Ebenso aus der Vorkriegszeit stammt die Ewiglicht-Ampel über dem Tabernakel. Sie ist eine Stiftung des Grafen Starhemberg (österr. Gesandter am hannoverschen Hof) und ist etwa 1754 entstanden. Weitere Gegenstände aus der Vorkriegszeit sind die sechs Barockleuchter auf dem Retabel und der sechszehnarmige Gelbguss-Leuchter (18. Jh.), der 1984 aufgearbeitet wurde.

 

Unter der Kirche befindet sich die Krypta. Sie war ursprünglich Begräbnisstätte für verdiente Gemeindemitglieder. U.a. ist auch der Architekt der Kirche, Thomaso Giusti, dort begraben.

 

Während des Krieges diente die Krypta als Luftschutzbunker.

 

Heutige Ausstattung: Betritt man die Krypta vom Kanonenwall her, kommt man zunächst in eine Art Vorhalle. Links fallen die Gedenksteine auf: Der mittlere Stein ist der Grabstein Valerio Maccionis, des ersten Bischofs in Hannover. Der Grabstein wird flankiert von zwei Gedenkstelen: Die linke erinnert an Niels Stensen, den zweiten Bischof von Hannover, die rechte erinnert an Agostino Steffani, den Erbauer der Kirche und dritten Bischof in Hannover.

 

Hinter der Glastür befindet sich die Gedenkstätte für die Opfer der beiden Weltkriege. Der Entwurf stammt von Prof. Dr. Otto Fiederling. Auf der rechten Seite sieht man die Taufkapelle. Der halbkugelförmige Taufkessel ruht auf einem Sandsteinsockel. Gegenüber der Taufkapelle befindet sich eine hölzerne Figur, die sogen. Schutzmantelmadonna, geschaffen von Hubert Hartmann, Wiedenbrück. Im Kreuzpunkt von Längs- und Querschiff erhebt sich der Altar aus Sandstein von Ludwig Bauer aus Telgte. Vom gleichen Künstler stammt auch das Mosaik  an der hinteren Wand, das Osterlamm mit Kreuz und Fahne darstellend. Links und rechts davon ein Kreuzweg aus Marmor. Über dem Altar, an Ketten hängend, das Altarkreuz von Reinhold Schröder, dem Schöpfer des Taufbrunnens. Auf der Rückseite in der Kreuzmitte ein stilisierter Pelikan, der seine Jungen aus der Brustwunde nährt.

 

Zu erwähnen ist noch die Figur des Schmerzenmannes. Diese Skulptur wurde der Gemeinde 1944 von der Familie Rosemöller geschenkt.

 

Die Krypta soll ein Trauer- und Hoffnungsort sein. Aus der Trauer wieder zur Hoffnung finden, so wird das durch ein Auferstehungsbild symbolisiert.

 

Leider war die Krypta für uns nicht zugänglich, da sie keinen behindertengerechten Zugang hat.

 

Nach gut einer Stunde war unsere Aufmerksamkeit erschöpft und wir bedankten uns herzlich bei Herrn Kalbhenn für seine sehr kurzweiligen Ausführungen.

Nun mußten wir nur kurz über die Leine, um unseren jetzt gut verdienten Kaffeedurst im Cafe „Anna Leine“ zu stillen.

 

Auch der Rückweg klappte gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und erst beim Ausstieg aus der Bahn wurden wir noch vom Regen erwischt.

Wieder einmal erlebten wir einen sehr informativen und geselligen Nachmittag.

 

Roswitha Schmidt-Wiegelmann und Hildegard Vogt