23.11.2019

„Taten, nicht Worte!" Frauen an die (Wahl-)Urne

 

 

Das Gruppentreffen der MSE befasste sich heute mit dem Jubiläum 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland. Unser Vorsitzender berichtete unter anderem  von der französischen Vorkämpferin Olympe de Gouges und schloss seine Einleitung mit dem funfact das Luxemburg erst 1984 das Frauenwahlrecht auf nationaler Ebene einführte. Um regionalen Bezug herzustellen erwähnte  C.A.Mohr  dass  im Februar 1919 die ersten fünf Frauen in die Versammlung in Hannover einzogen.                                                                                                                                             

Zur Wahl des hannoverschen Bürgervorsteherkollegiums hatten sich am 23. Februar 1919 15 Frauen zur Wahl gestellt. Und diese fünf Frauen erhielten Sitz und Stimme im 84 Mitglieder umfassenden Bürgervorsteherkollegium:

 

  • Marie Ballauff, konservative Deutsch-Hannoversche Partei / Zentrum;
  • Therese Bremer, Sozialdemokratische Partei Deutschlands;
  • Mathilde Drees, linksliberale Deutsche Demokratische Partei;
  • Frieda Harms, Sozialdemokratische Partei Deutschlands;
  • Dr. Auguste Jorns, nationalliberale Deutsche Volkspartei.

Allerdings war für die Bewegung die Entwicklung in Großbritannien für Europa prägend.

 

So sahen wir den Film „Sufragetten“ aus 2016, der anhand fiktiver Schicksale den Kampf der Frauen um ihr Recht  die Wahl zu haben nachzeichnet.

 

London, 1912. Als die in einer Wäscherei beschäftigte Maud Watts auf der Straße Zeugin wird, wie Dutzende Frauen Schaufensterscheiben mit Steinen einschlagen und Parolen wie „Taten statt Worte“ schreien, ist sie zunächst erschrocken. Denn Maud hat, wie viele Frauen ihrer Generationen, Zeit ihres Lebens immer nur  getan, was Männer ihr sagten. Doch immer mehr Frauen fordern das Wahlrecht, das ihnen bisher per Gesetz nicht zusteht. Sie fordern gerechten Lohn und vor allem Anerkennung für das, was sie leisten. Und sie sind bereit, für dieses Recht auf die Straße zu gehen – oder auch ins Gefängnis. Die Regierung nimmt die „Suffragetten“ jedoch nicht ernst. Und die Polizei sieht in ihnen Ruhestörer, die zum Schweigen gebracht werden sollen. Nach und nach regt sich auch in Maud der Widerstand. Denn die leise Stimme in ihrem Kopf, die sagt, sie müsse für ihr Recht kämpfen, wird lauter und lauter und vermengt sich mit so vielen anderen, die lauthals einfordern, was selbstverständlich sein sollte: Gleichberechtigung. In ihrem Film beleuchten Regisseurin Sarah Gavron und Drehbuchautorin Abi Morgan ein filmisch bisher wenig aufgearbeitetes Thema. Dabei gelingt es, neben der Darstellung historischer Ereignisse rund um die Suffragetten-Bewegung die emotionale Geschichte eines Einzelschicksals zu erzählen, das für viele andere in dieser Zeit steht. Maud verkörpert all das, was Frauen zu dieser Zeit erdulden mussten. Die Bevormundung und Entmündigung durch den Ehemann, der Missbrauch von Machthabenden, die Herabsetzung durch Recht und Gesetz. Carey Mulligan gelingt eine atemberaubende Darstellerleistung. Wenn die Kamera ihr Gesicht zeigt, dann sieht man Schmerz und Leid, Erschöpfung und Resignation darin eingebettet. Und doch sieht man auch diesen Funken in ihren Augen, der zeigt, dass sie sich aufbäumt, dass sie sich wehrt und dass sie ihren eigenen Weg gehen wird.. Emmeline Pankhurst, die Mitbegründerin der Suffragetten-Bewegung, wird von Meryl Streep verkörpert, die selbst in einem kurzen Auftritt zweifelsohne ihr Können unter Beweis stellt.

 

Und auch wenn es sich um filmische Aufarbeitung eines historischen Stoffes  handelt war vielen an diesem Nachmittag bewusst Nichts kommt aus dem Nichts und alles hat seine Geschichte, bis in unsere Gegenwart. Überall wo Menschen zusammen leben und sich organisieren entsteht Politik.

 

Um sich dessen gewahr zu werden bedurfte es nicht einmal den Schimmer des Blaulichts der Polizeiwagen, die eine Demonstration direkt vor der Tür zu bewachen hatten und dennoch hatten sich der MSE aufgemacht um diesen Nachmittag im Schein der Leinwand zu verbringen und Kirschkuchen zu genießen, den ein leerer Bauch der lernt nicht gern ...  

 

Claus A. Mohr