29.10.2016

Theater aus der Truhe

Mobiles Marionettentheater von Gernot Hildebrand

 

Gernot Hildebrand, Initiator der Puppenbühne, arbeitet seit 2010 als freischaffender Künstler. Er ist 1968 geboren und in der DDR aufgewachsen. Nach zwei handwerklich ausgeübten Berufen leitete er ein christliches Gästehaus und widmete sich dann aber ganz der Musik und dem Puppenspiel, um in den Menschen Kindheitsträume wieder wachzurufen. Er fährt mit seiner selbstgebauten Bühne auf Rädern jährlich 50.000 km durch ganz Deutschland und führt Senioren, Kindergruppen und Jugendlichen seine Marionettenspiele vor. Auch für Gottesdienste lässt er sich buchen. Inhalte sind Märchen und biblische Geschichten, die er mit eigenen Liedern musikalisch begleitet.

 

Herr Hildebrand begrüßte uns mit einem Lied von Josef Eichendorff, begleitet auf der Gitarre. Er stellte uns seine mobile Bühne vor mit einem roten Theatervorhang und seine Marionetten. Seine Puppen stammen aus Prag aus dem 19. Jahrhundert. Hier gab es damals die größte jüdische Gemeinde. Seit dem Mittelalter hatte sich eine große Industrie entwickelt, die Glas und Uhren herstellte, wie z.B. der Name Anton Münzberg, der eine Spielwarenfabrik besaß. Während der Biedermeierzeit stellte man solch eine Bühne in das Wohnzimmer, setzte sich auf das Sofa und belustigte sich am Entertainment.

Die zuerst vorgestellte Geschichte war „Das Märchen vom falschen Prinzen“.

Der begabte Schneidergeselle Labakan ist mit seinem Stand unzufrieden und gibt sich als Prinz aus. Nachdem sein Betrug auffliegt, wendet er sich wieder seinem angestammten Handwerk zu. Wilhelm Hauff aus dem Märchen-Almanach 1826

◄Der vornehme Schneidergeselle Labakan

Seine vorgestellten Marionetten gibt es heute noch in Prag zu kaufen. Sie werden in Serien in Böhmen produziert. Mit vier Gliedmaßen können sie Fuß- und Handbewegungen machen und haben einen Stab, der durch den Kopf geführt ist. Herr Hildebrand hat derzeit 16 Marionetten in einem Koffer, die in verschiedene Rollen schlüpfen können. 6 Aufführungen kann er zurzeit präsentieren. Seine Bühne ist in einer Kistentruhe mit einer Rollkulisse, je nach Szene im Hintergrund. Zur Erzählung setzt er zeitweilig eine CD ein, die durch Musik begleitet wird. Die Bühne wird per Fußbetätigung von ihm unterschiedlich beleuchtet.

 

Zur Überleitung der nächsten Geschichte „Rumpelstilzchen“ spielte Herr Hildebrand wieder Musik.

 

Er erzählte uns etwas über Rollen in Geschichten und Märchen. Warum ist ein Müller immer arm? 1850 galt ein Müller als unehrenhaft? Man hatte Figuren, wie: Schäfer, Leichengräber, Abdecker und Henker. Es gab noch eine Geschichte „Vom Zarengeneral und dem klugen Bauern“ aus Russland. Wieder spielte er ein Lied von Josef Eichendorff - diesmal auf einer großen Flöte. Zum Abschied begleitete er das Lied „Hoch auf dem gelben Wagen“ mit der Gitarre. Anschließend Lilly Marlene von Hans Leib.

 

 

Die darstellende Erzählweise verbreitete einen gewissen Zauber unter uns Zuhörenden und rief Kindheitserinnerungen wach.

 

►Eine Homepage: Loutky-Kasal.cz

Elisabeth Schindler